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Mehr weibliche Führungskräfte in der Hotelbranche

 

Frankfurt, 15. Mai 2019 – Die Hotelbranche ist traditionell eine Männerdomäne. Die Dynamik der Unternehmensführung ändert sich jedoch, und trotz der Herausforderungen im Beruf und dem Balanceakt zwischen Arbeit und Familie erobern sich immer mehr Frauen einen Platz in der Führungsriege. WorldHotels™ hat mit drei innovativen Top-Managerinnen gesprochen: Susan Keels, GM des Royal Park Hotel, Rebecca Kwan, GM von Lan Kwai Fong @ Kau U Fong und Vorsitzende der Hong Kong Hotels Association und Anke Ebinger, WorldHotels Regional Director of Sales für Mitteleuropa. Im folgenden Interview sprechen sie über Karrierewege, Klischees, Voraussetzungen für gutes Management und was sie von der Frauenquote halten.

Was hat Sie auf Ihrem Weg nach oben beflügelt? Was braucht eine Frau, um im Hotelwesen erfolgreich zu sein?

Rebecca Kwan: „In unserer Branche steht der Mensch im Mittelpunkt. Man muss daher mit Leib und Seele für sein Team und seine Gäste da sein. Man muss auf die eigenen Stärken wie Wissen, Erfahrung und emotionale Intelligenz setzen und darf nicht erwarten, dass einem der Erfolg in den Schoß fällt.

Anke Ebinger: „Um erfolgreich zu sein, muss man enge Netzwerke mit Partnern, Kunden und Freunden aufbauen.“

Susan Keels: „Mich haben meine Leidenschaft für die Hotelbranche, mein Perfektionismus und meine grenzenlose Neugier angetrieben. Aber man muss auch in der Lage sein, Chancen mutig zu ergreifen.“

Was kann die Hotelbranche tun, um mehr Frauen Zugang zur Führungsebene zu verschaffen?

Anke Ebinger: „Ich denke, dass Frauen im Marketing und im Vertrieb bereits gut vertreten sind. Ich freue mich, dass dieser Trend sich jetzt auch in anderen Bereichen fortsetzt. Meiner Meinung nach ist unsere Branche sehr gut für den Karriereweg von Frauen geeignet.“

Susan Keels: „Ich glaube, dass das Hotelwesen auf dem richtigen Weg ist, um Frauen in der Geschäftsleitung ernst zu nehmen. Als weibliche Führungskräfte in der Branche müssen wir Führungspositionen für Frauen auch weiterhin fördern. Dies ist vor allem für die nächste Generation wichtig.  Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, muss eine klare Absicht sein – nicht nur ein Standard. Indem wir den Weg für weibliche Führungskräfte ebnen, machen wir es für zukünftige Top-Managerinnen leichter.“

Glauben Sie, dass Frauen anders führen als Männer?

Rebecca Kwan: „Frauen sind meist interaktiver und fördern enge Beziehungen und ein gutes Betriebsklima. Männer sind hingegen eher aufgabenorientiert und geben Mitarbeitern die Richtung vor. Die Geschlechtervielfalt ist in vielen Branchen ein globaler Trend, und es ist erwiesen, dass beide Geschlechter sich gegenseitig ergänzen können. Ich bin überzeugt, dass jede Person einen eigenen Charakter und Stil hat, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit und Geschlecht.“

Anke Ebinger: „Es stimmt, dass Frauen und Männer unterschiedliche Eigenschaften haben. Meiner Erfahrung nach sind gemischte Führungsteams oft die erfolgreichsten. Frauen konzentrieren sich in der Regel auf das Wohlbefinden ihres Teams, damit die Arbeit gut von der Hand geht. Männer machen meist klarere Ansagen, sind streitbarer und stehen mehr im Vordergrund. Sie sind auch viel erfolgreicher beim Netzwerken.“

Susan Keels: „Beide Geschlechter bringen unterschiedliche Fertigkeiten mit. Deshalb ist Vielfalt am Arbeitsplatz extrem wichtig.“

Die typische weibliche Komponente (Empathie usw.) als Vorteil - Tatsache oder Märchen?

Susan Keels: „Einfühlungsvermögen ist in dieser Branche sicher von Vorteil. Die Geschäftswelt hat sich mit den Jahren weiterentwickelt, und es bestehen viele Bindungen zwischen Führungskräften und ihren Teams. Es ist wichtig, mit Verständnis und Mitgefühl zu führen. Eine Führungskraft mit diesen Eigenschaften versteht, dass jede Person die Welt aus einer anderen Perspektive betrachtet. Weibliche Chefs mit Empathie werden oft als „zu nett“ empfunden. Das stimmt nicht; es braucht eine starke Führungskompetenz, um zuhören zu können und die Nuancen jeder Position zu verstehen. Wenn Mitarbeiter sich angenommen fühlen, sind sie dem Unternehmen stärker verbunden und zeigen mehr Engagement für Gäste und das Unternehmen.“

Rebecca Kwan: „Ich denke, Empathie spielt eine wichtige Rolle in unseren Beziehungen. Sie hilft mir, die Gefühle und Bedürfnisse meiner Mitarbeiter besser zu verstehen. Ich bin davon überzeugt, dass emotionale Intelligenz entscheidend ist, um bessere Leistungen im Team zu erreichen.“

Anke Ebinger: „Ich stimme Rebecca zu. Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gedanken und Emotionen anderer einzufühlen. Sie ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis anderer Menschen. Für mich ist dies wichtig bei der Mitarbeiterführung, insbesondere in Konfliktsituationen. Meiner Meinung ist dies jedoch keine ausschließlich weibliche Eigenschaft, sondern hängt von der Erziehung eines Menschen ab.“

In Deutschland gibt es den Vorschlag, eine Frauenquote in Vorständen privater Unternehmen zu etablieren. Was halten Sie von einer derartigen Regel?

Susan Keels: „Ich halte nicht viel von einer Quote. Unternehmen sollten jedoch ein ausgewogenes Umfeld schaffen, in dem jede Führungskraft eine andere Perspektive mitbringt. Wenn alle Führungskräfte die gleiche Mentalität haben, kann dies den Fortschritt und die Weiterentwicklung behindern. Darum sollten sich Führungskräfte am Tisch umsehen: Wenn jeder so aussieht wie man selbst, muss sich schleunigst etwas ändern.“

Anke Ebinger: „Das denke ich auch. Dies sollte fest in der Unternehmenskultur verankert sein. Ich bin skeptisch, dass Unternehmen ein Quotensystem befürworten und aktiv unterstützen würden.“

Rebecca Kwan: „Für die Unternehmenskultur ist es wichtiger, gleiche Chancen und Geschlechtervielfalt zu fördern, als spezielle Regeln zu erfüllen. Wir können die Lücke nur schließen und Veränderungen erreichen, wenn wir uns gemeinsam bemühen. Ich bin davon überzeugt, dass wir unabhängig vom Geschlecht dazu beitragen werden, den Wohlstand der Branche zu fördern und mehr Chancen für die nächste Generation zu schaffen.“

Wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten, was würden Sie Ihrem jüngeren Selbst raten?

Anke Ebinger: „Vertraue auf dein Bauchgefühl. Es lässt dich nicht im Stich.“

Rebecca Kwan: „Ich berücksichtige bei jeder Entscheidung die möglichen Konsequenzen, darum werde ich nicht reumütig zurückblicken, ganz gleich, wie das Ergebnis ist. Man kann aus jeder Herausforderung und jedem Scheitern etwas lernen. Das Leben wäre doch langweilig ohne Schwierigkeiten! Es ist wichtig, die eigenen Interessen zu kennen, sich zu wappnen und mit Freude das Problem anzugehen.“

 

Über Susan Keels

Susan Keels ist General Manager des Royal Park Hotel, Rochester, USA, und besitzt 25 Jahre Erfahrung im Gastgewerbe. Sie begann ihre Laufbahn in Hotels, Restaurants und Country Clubs. Nach 15 Jahren im Luxussegment wechselte Susan zum Royal Park Hotel. Sie wurde noch vor Eröffnung des Hotels eingestellt und begann zunächst im Bereich Gastronomie, bevor sie zum Vertrieb und Marketing wechselte und das Royal Park Hotel weltweit bekannt machte. 2018 wurde ihr die Rolle als General Manager angeboten und sie freut sich, weiterhin etwas bewegen zu können und Wegbereiter für Frauen in der Branche zu sein.

 

Über Rebecca Kwan

Rebecca Kwan wurde 2018 zur ersten Vorsitzenden der Hong Kong Hotels Association gewählt. Bei Dorsett Hospitality International ist sie als Senior Vice President of Sales für Hongkong und Großbritannien und Head of Operations für Großbritannien tätig. Sie ist zudem General Manager im Lan Kwai Fong Hotel @ Kau U Fong, Hongkong.

Rebecca arbeitet seit über 20 Jahren in der Hotel- und Tourismusbranche und war im Bereich Vertrieb und Marketing für internationale Luxus- und Boutiquehotels aktiv. Von 2013 bis 2019 war sie beratendes Mitglied im Berufsausbildungsausschuss des Hongkonger Branchenverbands für das Hotel- und Gaststättengewerbe und die Tourismusbranche. Seit 2017 ist sie zudem Mitglied der Tourismusstrategiegruppe, die der Regierung der Sonderverwaltungszone Hongkong Empfehlungen zur strategischen Entwicklung der Tourismusbranche unterbreitet.

 

Über Anke Ebinger

Anke Ebinger kam 2000 als Key Account Manager für Mitteleuropa zu WorldHotels.  In ihrer derzeitigen Funktion als Regional Director of Sales für Mitteleuropa leitet sie die WorldHotels Sales Force für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Polen. Durch die enge Vernetzung mit Firmenkunden, Konsortiumspartnern und MICE-Einkäufern sowie durch passgenaue Marketingstrategien und eine detaillierte Trendanalyse fördert ihr Team die Umsatzsteigerung für 300 WorldHotels-Mitglieder weltweit.